Aufruhr

Ein verzweifeltes Kratzen ist im Rauschen des staubigen Windes zu vernehmen. Und aus dem roten Sand, verbrannt von der Herrlichkeit der Sonne, erhebe ich mich. Ich muss mich nicht vom roten Sand befreien, der an meiner geschundenen Haut klebt wie Baumharz. Er ist nun ein Teil von mir und wird sich von mir trennen wenn er es für nötig hält. Mein mageres Ross, das um mich kreist ist wild. Wild darauf von mir gebändigt zu werden, wie der Wind der sich mir ergibt in dem er meinen Weg von weiterem Sand befreit. Mein Ross, mit blendendem weissen Fell das von klagenden schwarzen Flecken gesäumt ist, ruht einen Moment voller Ungeduld. Es kniet und ich nehme meinen Platz auf seinem Rücken ein. Wir folgen dem gesäuberten Weg. Während Wände aus Flammen meinen Pfad kreuzen, öffnen sich meine spröden Lippen für ein kaum hörbares Zischen. Die roten Dünnen spalten sich vor Ehrfurcht und mein Pfad schlägt einen neuen Weg ein. Der Wind möchte nicht von meiner Seite weichen, als sich jedoch die Wolken zu mir gesellen fürchtet sich selbst der großartige Wind. Denn die Wolken sind schwarz, schwarz wie die unendliche Weite des Nichts. Und wie ein respektloses Geläschter geht ein Blitzregen vor mir nieder. Unbeeindruckt reite ich voran, während die Blitze immer näher kommen. Bis ein Knall, so laut wie tausend Kriege, mich niederringt. Die Wolken ziehen weiter. Die lodernden Wände verqualmen und der Wind steht still. Bis ein verzweifeltes Kratzen zu vernehmen ist…

Urchild

Als ich erwachte war mir nicht ganz klar ob das nun der Tod ist, gefangen in dichtem Nebel der Geburt der Gezeiten konnte ich mich an nichts erinnern. Doch irgendwann fing ich an zu begreifen dass ich mitten in der Entstehung eines Universums war. Mir war nur nicht klar wie das sein konnte. Wie kann ich im Gas- und Materiesturm dieses wunderschönen Ereignisses überleben. Immer wieder funken Blitze in den Rot, Gelb und Orangenen Gaswolken auf und immer wieder wurde ich von Druckwellen erfasst die mich auseinander rissen. Doch ich setzte mich wieder zusammen. Der Schmerz war unvorstellbar, doch nichts gegen den Schmerz den ich erfuhr als meine Erinnerungen zurückkehrten. Als ich mich an mein vorheriges Leben erinnern konnte. Mein Planet, mein Volk, meine Familie wurde verschluckt von dem großem verklingen des letzten Universums. Mein Volk das hunderttausende von Jahren überlebte und sich entwickelte, fand heraus das wir am Ende des universellen Zyklus angelangt waren, spät wurden wir geboren. Wir waren natürlich nicht in der Lage dieses Ende aller Zeiten abzuwenden und so ergaben wir uns unserem Schicksal. Ich kann mich genau an die Stille vor dem Ende erinnern, als ich meine Kinder und meine Frau umarmte. Sie streichelte mir langsam über meinen Kopf und dann war dort nur noch Licht. Und nun? Nun soll ich also weiterleben in diesem kosmischen Theaterstück, bis die Vorhänge wieder Fallen? Ich konnte dass nicht akzeptieren, warum konnte ich nicht auch einfach sterben? Warum wurde ich in diesem Inferno wiedergeboren? Immer wieder blitzten mir diese Gedankenschnipsel in meinem Verstand auf, kurz bevor ich von der nächsten Druckwelle zerrissen wurde. Und als ich irgendwann nach endlosen Zeiten an den äußeren Rand dieses Universums Gepresst wurde, konnte meine Struktur abkühlen und sich strukturieren. Ich war nicht vollkommen fest eher Gasförmig, doch ich hatte immer noch Ähnlichkeit mit meiner alten körperlichen Struktur. Mir war nicht klar wie viel Zeit schon vergangen war bis zu diesem Zeitpunkt, weil die Zeit noch nicht angefangen hatte sich auszudehnen und so auch in meiner nicht permanenten Form kein Zeitgefühl aufkam. Nun konnte ich mich komplett erinnern und nicht begreifen wie das hier alles sein konnte.  Immer wieder plagte mich das Unverständnis, im Angesicht des zum expandieren bereiten Universums. Und als ich merkte wie ich zum Auge des Urknalls zurückgezogen wurde, dachte ich schon es würde wieder zusammenfallen und ich könnte endlich sterben. Doch kurz bevor es wieder komplett zusammenfiel begann die Expansion des neuen Universums. Mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit wurde ich durch die Dunkelheit katapultiert, es fühlte sich so an als würde ich mit dem Druck von Tausend Welten gegen eine Wand gepresst. Und als ich mich verlangsamte kam mir das geschehene wie ein kurzer Wimpernschlag vor. Nun sah ich wie Millionen von Arme vom Kern wegzogen und sich in unterschiedlichen Farben erstreckten. Ich fing an dahinzutreiben, ohne Verlangen, ohne Bezug zur Realität. Ich konnte nur Trauern. Und als ich trauerte manifestierte sich das neue Universum, Materie festigte sich und brach wieder auseinander. Und so geschah es dass ich in die Nähe eines kollabierten Sterns trieb, der in ein schwarzes Loch zerfiel. Ich bemerkte es erst als ich wieder auseinandergerissen wurde und konnte mich eigentlich nicht mehr befreien, doch dann erfasste mich ein gigantischer massereicher Planet der auch im Sog des Loches gefangen war. Doch die Masse wirkte entgegengesetzt und katapultierte mich so aus dem Sog. Ein Teil meines Körpers verlor ich jedoch an das schwarze Loch. Bis ich durch einen gewaltigen pinken Nebel trieb, dessen Materie mir wieder meine ursprüngliche Form zurückgab. Ab diesem Zeitpunkt begriff ich, dass ich unsterblich sein musste.

 

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Unsterblichkeit, physisch ein Zustand ewigen Lebes. Ein ewiges verweilen ist uns einfach lieber als ständiges vorwärts schreiten. Und so suchen und versuchen wir die Unsterblichketi zu manifestieren, in uns und meistens auch in allem was uns umgibt. Doch ein genauer Blick auf die Bedeutung und Auswirkung von Unsterblichkeit macht klar, dass Unsterblichkeit in der Natur ein Wiederspruch in sich selbst ist. Wie alles entseht, wieder in sich vergeht, dadurch wieder neues entsteht könnte man wohl genauso als ewiges Leben im Rahmen der Natur bezeichnen, jedenfalls auf der Erde. Hierdurch wird aber auch unmissverständlich klar das menschliche Unsterblichkeit eine Stagnation im natürlichen Prozess zur Folge hätte. Denn Tod bringt Leben und Leben bringt Tod. Aber warum verspürt der Mensch dann eine angeborene Angst gegenüber dem Tod? Vielleicht gibt uns die Kindheit Aufschluss darüber. Ich kann mich noch gut an die Nächte erinnern als ich kleiner war und anfing zu begreifen was Tod bedeutete. Ich fühlte große Angst und Leere, dass ich irgendwann weg wäre. Nun ist die Frage ob sich dies entwickelte auf Grund meiner bis dato kulturellen Erfahrung und Erziehung, oder ob es ein angeborenes Verhalten ist. Klar ist das uns die realisierung unserer Vergänglichkeit wohl eigentlich Handlungsunfähig machen sollte. Tut es aber nicht. Vielleicht liegt es daran das wir einmal wussten das wir wieder neues werden.