Eine treue Mutter

Ich weiß dass ich dankbar sein sollte, doch ich wünsche mir manchmal das alles geblieben wäre wie es war. Als Lhamo Döndrub bei uns erschien, war es mir klar. Es ging schon lange das Gerücht um das „er“ in dieser Gegend wiedergeboren sein soll. Natürlich geboten wir ihm die herzlichste Gastfreundschaft, als großer Mönch und Gelehrter hatte er nichts anderes verdient. Doch die Mutter in mir sagte dass ich ihn wegschicken muss, dass er mir mein Kind nehmen wird. Es waren gefährliche Zeiten der Bürgerkrieg in China bedrohte auch unser Land. Wir drohten dem roten Sturm zum Opfer zu fallen, zwangsläufig. Doch was dass bedeuten sollte konnte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen damals noch nicht vorstellen. Und doch, Lhamo Döndrub nahm ihn mir, meinen Tendzin, meinen Sohn. Den ich nicht einmal großziehen durfte, der niemals eine hübsche Frauen heiraten würde und meine Enkel niemals großziehen würde. Er würde niemals mit seinem Vater die Berge durchstreifen und die Yaks hüten. Er würde niemals wieder mit seinen Geschwistern unbeschwert spielen können.
Er nahm mir meinen Sohn und gab uns den heiligen Herr, den gütigen Herr, den verteidiger des Glaubens, den Ozean der Weisheit. Doch meinen Sohn Tendzin nahm er mir. Und gab uns, gab mir einen Gottkönig.

(Die frei erfundenen Gedanken einer Mutter die ihren Sohn verlor.)

Paradox

Kein Wort geht über seine Lippen als ich sein engelsgleiches Gesicht in meinen Händen halte. Er schaut mir nur tief und fragend in die Augen. Er ist das Abbild unseres Vater, wahrscheinlich noch mehr als ich. Ich streiche ihm sanft über die rechte Wange, seine Augen blicken kurz nach unten um danach wieder meine Augen zu fixieren. Er ist in mir drin, er fühlt es. Er war immer der gefestigtere von uns, konnte Menschen wie Bücher lesen. Doch seine Talente waren noch viel breiter gestreut, war er doch musikalischer als ich, sportlicher. Seine Intelligenz überragt meine bei Weitem, ein kleines Genie. Die perfekte Kombination aus unserer Mutter und unserem Vater, dass beste aus beiden Welten. Mein kleiner Bruder, wo bist du? Ich bringe es nicht über meine Lippen, doch er hört es trotzdem. Und als meine Hände langsam von seinen Wangen hinuntergleiten um seinen Hals zu umschlingen, begreift er was nun passieren wird. Lebe wohl meine bessere Hälfte, mein geliebter Bruder. Unsere Augen füllen sich mit Tränen, wir schweigen. Er versucht gar nicht sich zu wehren. Noch bevor seine erste Träne die Augen verlassen kann, greifen meine Hände zu. Seine Arme umschlingen meinen Oberkörper als ob er mich umarmen wollte. Leise, kratzende Geräusche überkommen seine blauen Lippen, doch unsere Augen verlassen sich nicht. Es tut mir leid. Ich sage es nicht, doch er hört es.

Corpus Hypercubus

I’m a man of sleek hands

Born from a tumbling mother, without demand

Without a brother or a father I had to withstand

 

You have to stand on your own son

I love you, but I can’t provide the life you’d deserve

When I’m older you should be my bridle sun

In exchange I give you my life undone

 

But this is not my path

You left your expectations in the wrong hands

You are on your own at last

You have chosen the wrong men

To overcome your past

 

And as we share the same fate

Alone on our own

The seed you spread on me slowly begins to sproud

The hatred of a lifetime

In a childs mind

Destroying every relationship he will face and fear

Like a clumsy hunter, he will scare off the innocent deer

 

And now I feel the regret you should feel

How could you born and raise me

Without prospects

A horrible man

Born without demand

 

 

 

V

Ein Haus aus Eiszapfen vor mir.
Es tropft von der Decke.
Die Wände schmelzen, es waren einmal vier.
Ich war niemals Ritter und du warst niemals Recke, stattdessen bist du lieber weg, wie der Wind um die Ecke…

Ich will nichts missen, aber ein Wort kann ich mir nicht verkneifen.
Pflicht, ist es nicht Pflicht die Väter austattet mit Kissen.
Pflicht der Väter die Familien bauen und ihre Wurzeln pflanzen wo andere weiterziehen. Doch wahrscheinlich ist mein Bild zerissen. Mein Gedanke daran viel zu verbissen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, in einer Umgebung in der Zäune Dingen gleichen wie einem Mahnmal.

Ein Haus aus Eiszapfen hinter mir.
Es tropfte von der Decke.
Die Wände schmolzen, es waren einmal vier.
Es tut mir leid, ich hielt es einfach nicht mehr aus hier.
Deine Gedanken glichen eher einem Tier, dass machte schon lange nicht mehr aus dir ein wir. Sehr lange.