Opferbereitschaft

Ich sitze hier seit Sonnuntergang. In meinem Erdloch, gerade mal 1 Meter mal 1 Meter groß. Ich beobachte das geschehen durch einen winzigen Schlitz direkt vor meinen Augen. Ich kann mich noch daran erinnern wie mich die Schmerzen vom stundenlangen stehen auf der Leiter in meinen Beinen anfangs immer wieder quälten, doch dass gute daran war, dass ich dadurch nicht einschlafen konnte. Nun muss ich Stundenlang auf Kaffeebohnen rumkauen um wach zu bleiben. Ein leicht fader beigeschmack. Im gegensatz zu meinen Träumen, die ich meinem Wachposten schon lange nicht mehr vorziehe. Seit sie angefangen haben uns mit Bomben und Chemikalien auszuräuschern, verfolgen sie mich. Die verbrannten Kinder und Frauen, Männer, Tiere. Ich kann nichts anderes mehr sehen als verbrannte Leichen und Körper und dieser Geruch von verbranntem Fleisch, wir tränken unsere Halstüscher in Urin damit wir diesen Geruch nicht ertragen müssen. Aus der ferne ist dieses ganze Spektakel fast schon schön wenn sich der Feuerball seinen Weg durch das Dikischt bahnt, unsere Alten nennen es den Atem des Drachen. Und dann wenn das Schmettern der Helikopterrotoren zu hören ist stellen wir uns Tod, verstecken uns zwischen Leichen wenn es sein muss, damit sie uns in ihrem Kugelregen nicht zerfetzen. Die Imperialisten die unsere Kinder verbrennen, wofür wir sie an Bambus Stangen durch den Wald schleifen. Die unsere Frauen vergewaltigen, wofür wir ihnen im Schlaf die Kehlen durchschneiden. Die unsere Großeltern versklaven und hinrichten, wofür wir sie das Gift unsere Tiere schmecken lassen. Es wird niemals Frieden geben. Bis wir wieder vereint sind. Giai Phong!!

Aufruhr

Ein verzweifeltes Kratzen ist im Rauschen des staubigen Windes zu vernehmen. Und aus dem roten Sand, verbrannt von der Herrlichkeit der Sonne, erhebe ich mich. Ich muss mich nicht vom roten Sand befreien, der an meiner geschundenen Haut klebt wie Baumharz. Er ist nun ein Teil von mir und wird sich von mir trennen wenn er es für nötig hält. Mein mageres Ross, das um mich kreist ist wild. Wild darauf von mir gebändigt zu werden, wie der Wind der sich mir ergibt in dem er meinen Weg von weiterem Sand befreit. Mein Ross, mit blendendem weissen Fell das von klagenden schwarzen Flecken gesäumt ist, ruht einen Moment voller Ungeduld. Es kniet und ich nehme meinen Platz auf seinem Rücken ein. Wir folgen dem gesäuberten Weg. Während Wände aus Flammen meinen Pfad kreuzen, öffnen sich meine spröden Lippen für ein kaum hörbares Zischen. Die roten Dünnen spalten sich vor Ehrfurcht und mein Pfad schlägt einen neuen Weg ein. Der Wind möchte nicht von meiner Seite weichen, als sich jedoch die Wolken zu mir gesellen fürchtet sich selbst der großartige Wind. Denn die Wolken sind schwarz, schwarz wie die unendliche Weite des Nichts. Und wie ein respektloses Geläschter geht ein Blitzregen vor mir nieder. Unbeeindruckt reite ich voran, während die Blitze immer näher kommen. Bis ein Knall, so laut wie tausend Kriege, mich niederringt. Die Wolken ziehen weiter. Die lodernden Wände verqualmen und der Wind steht still. Bis ein verzweifeltes Kratzen zu vernehmen ist…

Pathways

Es ist so weit, der Tag ist gekommen. Der Gedanke lungerte schon eine ganze Weile in meinem Hinterkopf. Sie gehen alle. Nach Amerika, Kanada, Studieren oder sie ziehen einfach nur woanders hin. Und ich freue mich für sie, ihre Träume erfüllen sich und ihr Lächeln steckt mich an, macht mich glücklisch. Und doch, damit bin ich alleine. Ich habe es ihnen nicht gesagt, aber ich habe Angst. Fühle mich ein wenig wie zurückgelassen. Doch für diesen Gedanken sollte ich mich schämen. War ich doch bisher auch kein Klotz am Bein. Doch wo ist jetzt der Ausweg?

Erkenntnis?

Wie ich es nicht ertrage, dieser Moment in dem dir klar wird, dass war absolut falsch. Und es ist so offensichtlich kindisch, offensichtlich unbedacht, offensichtlich zynisch. Doch meistens waren es Kleinigkeiten, ein paar schlimmere Sachen. Aber trotzdem, warum bin ich so sensibel und erkenne trotzdem erst wenn es zu spät. Und so läuft man in das Messer das man selbst einmal aufgestellt hat. Warum hatte ich es aufgestellt? Vielleicht um klüger zu sein, vorbereitet zu sein. Für was? Es stellte sich heraus für N I C H T S. Und dann, dann starrst auf dieses rote Licht, Tag um Tag vergeht und die Zeit ist schon abgelaufen, doch ich habe das letzte Sandkorn nicht fallen hören. Weil meine Gedanken zu laut waren. Und der größte Feind deines Glücks, der bist du selber. Tja, du Thor. Das war wohl die teuerste Erkenntnis deines Lebens.

Schneeverwehung

Du warst heute wieder da. Ich stapfte durch den Schnee, die Flocken wirbelten mir um die Nasenspitze. Auf meinem Weg ergriffst du meinen rechten Arm, haktest dich ein. Mein Blick geht zu Boden, nach rechts. Doch da waren keine Fußspuren. Deinen Kopf lehnst du an meinen Arm, wir stapfen zusammen. Ich schliesse ein paar Schritte meine Augen und versinke in meinem Glauben.

Fata Morgana

Ich sitze im Café, der Himmel ist bewölkt, Grau in Grau. Ich schau Löcher in die Luft, du legst von hinten deine Arme um meinen Hals, deine Lippen nähern sich meinem linken Ohr, ich höre deinen seichten Atem. Bis deine Lippen einen kleinen, weichen Kuss auf meine Wange setzen, deine Lippen lösen sich langsam von meiner Wange. Du legst deinen Kopf auf meine linke Schulter und ich schliesse meine Augen. Wenigstens habe ich noch die Illusionen von dir.

Technocratic

Ich beobachte nun seit circa 2 Jahren intensiv den Fortschritt von, wie ich es gerne nenne ‚Luxus-Technologie‘, und bin schon generell ziemlich skeptisch gegenüber dieser Technologisierung des Alltags, Ich bin nicht gegen technologischen Fortschritt. Ich bin nur dagegen wie er Konsumfreundlich vertrieben und hier auch wieder gerne ohne Bedenken, geschweige denn Überdenken von der breiten Masse geradezu flehend angenommen wird. Nun ist diese Entwicklung mit einer für eine so junge Erfindung rasend schnellen Ereigniskette in unser Alltagsgeschehen eingedrungen, dass man kaum mehr daran vobeikommt, auch wenn ich meinem alten Nokia treu bleibe und froh bin nicht ständig ins Internet gehen zu können. Worum es mir jedoch eigentlich geht ist die daraus resultierende Akzeptanz gegenüber elektronischen Hilfsmitteln, die wir nur allzugerne unsere Arbeit erledigen lassen, egal in welchem Bereich. Es geht soweit das Militärs zu Robotik und unbemannten Drohnen greifen, die wenn es geht autonom agieren sollen. Und hier ist mein eigentlicher Punkt, Amerika ist zusammen mit Isreal Marktführer im Bereich dieser Technologie. 2015 wird ein Viertel der Fahrzeugflotte des US Militärs aus Robotern oder unbemannten Drohnen bestehen. Jedoch sind Kriegsrecht, Menschenrechte und Landesgesetze nicht auf diese Entwicklung eingestellt, man hinkt dieser Meilenweit hinterher. Bis jetzt hat die USA über 300 Drohnenangriffe auf pakistanischem Boden durchgeführt, ohne Pakistan jemals den Krieg erklärt zu haben. Und während man versucht eigene Menschenleben zu schonen, werden auf der anderen Seite mehr Menschen getötet. Ich will nicht disskutieren ob das Verhalten gegenüber Terorristen richtig oder falsch ist. Sondern ich möchte darauf aufmerksam machen das wir mit dem Fortschreiten unserer Technologie nicht mehr mitkommen, unsere Informationsgesellschaft hat sich verselbstständigt. Der erste Gedanke mag natürlich sein das wir damit mehr Freiheit genießen, doch das ganze hat 2 Seiten. Während wir versuchen Roboter menschlicher zu machen, versuchen wir Menschen zu robotisieren. Auch ein Smartphone ist nichts weiter als eine äußerliche Erweiterung unseres Gehirns.