Paradox

Kein Wort geht über seine Lippen als ich sein engelsgleiches Gesicht in meinen Händen halte. Er schaut mir nur tief und fragend in die Augen. Er ist das Abbild unseres Vater, wahrscheinlich noch mehr als ich. Ich streiche ihm sanft über die rechte Wange, seine Augen blicken kurz nach unten um danach wieder meine Augen zu fixieren. Er ist in mir drin, er fühlt es. Er war immer der gefestigtere von uns, konnte Menschen wie Bücher lesen. Doch seine Talente waren noch viel breiter gestreut, war er doch musikalischer als ich, sportlicher. Seine Intelligenz überragt meine bei Weitem, ein kleines Genie. Die perfekte Kombination aus unserer Mutter und unserem Vater, dass beste aus beiden Welten. Mein kleiner Bruder, wo bist du? Ich bringe es nicht über meine Lippen, doch er hört es trotzdem. Und als meine Hände langsam von seinen Wangen hinuntergleiten um seinen Hals zu umschlingen, begreift er was nun passieren wird. Lebe wohl meine bessere Hälfte, mein geliebter Bruder. Unsere Augen füllen sich mit Tränen, wir schweigen. Er versucht gar nicht sich zu wehren. Noch bevor seine erste Träne die Augen verlassen kann, greifen meine Hände zu. Seine Arme umschlingen meinen Oberkörper als ob er mich umarmen wollte. Leise, kratzende Geräusche überkommen seine blauen Lippen, doch unsere Augen verlassen sich nicht. Es tut mir leid. Ich sage es nicht, doch er hört es.

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